Die Hamelner Landfrauen machten sich auf den Weg in die Mosterei nach Ockensen, um mehr über die Saftgewinnung und den Apfel an sich zu erfahren. Die Veranstaltung fand mit Unterstützung der LEB (Ländliche Erwachsenen Bildung) statt.

Nach Klärung aller Cororna-Regeln ging es in die Mosterei. Leider musste die Vorstellung ohne die Hauptdarsteller stattfinden, denn Äpfel sind in diesem Jahr rar und noch nicht in ausreichender Menge vorhanden. Doch mit viel Engagement und sehr anschaulichen Erklärungen konnte der Auszubildende Herr Senftleben die Arbeitsschritte darstellen: Waschen, Aussortieren, faule Stellen wegdrücken oder abschneiden sind der erste Arbeitsschritt. Dann wird das Obst geschreddert und kommt in einen Edelstahl-Kasten, wird mit Lochtüchern abgedeckt und so Schicht für Schicht zu einem Turm gestapelt. Dieser Stapel wird dann mit einem Druck von 800 bar gepressst, der Saft wird aufgefangen und über Schlauchleitungen in große Bottiche verfüllt. Der sogenannte Trester wird entweder an Schweine verfüttert oder er wird zu Abfall. Der Saft wird in einem Heizbottich auf 83ºC erhitzt und noch heiß in Vakuumbeutel abgefüllt und in die bekannten Kartons gestellt. Jetzt muss er 24 Stunden ruhen. In den Vakuumbeuteln ist er zwei Jahre haltbar, in angebrochenem Zustand zwei Monate. In der Mosterei kann man nach Terminabsprache seine eigenen Äpfel mosten lassen. Eine Mindestmenge von 50 kg ist jedoch erforderlich. Auch andere Obstsorten kann man mosten lassen. Für z.B. Johannisbeeren sind 20 kg erforderlich.

Nach der obligatorischen Kaffeetafel kam nun der Vortrag von Erhard Bachmann, einem Hobby-Pomologen aus dem Extertal. Äpfel sind seit Ewigkeiten auf der Erde vorhanden. Die lateinische Bezeichnung ist Malus domestica (Kulturapfel). Wobei das Wort Malus übersetzt schlecht oder böse bedeutet. Beim Sündenfall, einigen Märchen (Schneewittchen, Frau Holle), der griechischen Mythologie (Paris / Aphrodite) spielte der Apfel eine unrühmliche Rolle, was den Grund für die Wortwahl vermutlich auslöste. Dabei sind Äpfel bekanntermaßen sehr gesund. Nicht umsonst heißt es: „an apple a day, keeps the doctor away“ (ein Apfel am Tag hält den Doktor fern).

Neben den allseits bekannten im Supermarkt erhältlichen Sorten, wandte sich Herr Bachmann nun den alten Sorten zu. Mit Ingrid Marie, Grafensteiner und Berlepsch tauchten plötzlich Namen aus der Kindheit auf. Kaiser Wilhelm und Prinz Albrecht von Preußen war noch älter. Man teilt die Äpfel in drei Kategorien ein: Sommeräpfel (Augustapfel, Klarapfel), Herbstäpfel und Winteräpfel, die sich nach der Erntezeit richten. Man muss sich aber auch nach der Genusszeit richten. Manche Sorten sind erst ca. 3 Monate nach der Ernte schmackhaft.

Auch das Anbaugebiet spielt eine große Rolle. Der Golden Delicious z.B. ist in Süddeutschland und Norditalien heimisch und bringt schöne große Früchte hervor, während die Ausbeute im Extertal mickerig ausfällt.

Fragen zur biologischen Vermeidung von Schädlingen wurde ebenso beantwortet, wie die zum Schnitt der Apfelbäume. Hier gilt noch immer die Regel, wenn man einen Hut durch den Baum werfen kann, ist’s okay.

Zum Abschluss beantwortete Herr Bachmann noch viele Fragen zu den in beschrifteten Körbchen ausgestellten Äpfeln, von denen einige sogar probiert werden durften. Danach ging ein interessanter lehrreicher Nachmittag zu Ende.