Im voll besetzten Vortragsraum des „Hotel zur Krone“ referierte Herr Wolfgang Borchert bei den Hamelner Landfrauen mit Unterstützung der LEB (Ländliche Erwachsenenbildung) über die 80er Jahre.

Das Jahrzehnt begann mit vielen Krisen. Schon Ende der 70er gab es Studenten-bewegungen gegen das Wettrüsten der Großmächte. Es gab Friedensbewegungen und gut besuchte Kirchentage. Friedensforscher ermittelten, dass die gesamte Zerstörungskraft aller Länder im zweiten Weltkrieg ca. 6000 Mal übertroffen werden würde. Ein einziges U-Boot hätte mit seinen Waffen alle Städte der nördlichen Hemisphäre zerstören können. Es sollten Mittelstreckenraketen mit einer Reichweite von 1000 km in Deutschland stationiert werden. Bei der Friedensbewegung unterschrieben 3 Millionen Deutsche und eine Million Deutsche demonstrierten. Liedermacher aus der Szene war u. a. Hannes Warder. Sein Lied „Es ist an der Zeit“ wurde für die Landfrauen intoniert und der Text per Beamer schriftlich vorgelegt.

Die nächste Misere entstand durch die Weltwirtschaftskrise. Durch sie brach die Bundesregierung auseinander. Es gab das Mistrauensvotum – Helmut Schmidt wurde durch Helmut Kohl ersetzt, der in der Bundestagswahl 1983 bestätigt wurde. Die Arbeitslosigkeit konnte auch er nicht stoppen; sie stieg von einer Million (1975) auf 2,2 Millionen in 1985.

Mitte der 80er trat erstmalig die Immunschwächeerkrankung  AIDS auf, gegen die es noch keine Medizin, dafür aber wilde Gerüchte über Ansteckungsmöglichkeiten (Hände schütteln) gab.

Das nächste große Problem war 1986 der Supergau in Tschernobyl. Was darf man essen? Wie können wir uns schützen? Was wenn das bei uns passiert? Ein Waldsterben kam noch hinzu, das durch das Kalken der Bäume (auch hier bei uns) eingedämmt werden sollte.

Ob der vielen Krisen waren die Menschen besorgt. Die Aufbruchstimmung der 70er Jahre war verflogen. Junge Leute hatten eine Weltuntergangsstimmung und wollten Party machen; es noch mal richtig krachen lassen, bevor vielleicht alles zu Ende war. Das Lied „Ich will Spaß“ von Markus gab mit Musik und vorgelegtem Text einen Einblick. „Da da da“ von Trio wurde kurz angespielt. Die neue deutsche Welle kam auf – leichte Musik ohne gedanklichen Hintergrund. Einzig NENA mit ihrem Lied 99 Luftballons (ebenfalls Gesang und Text) reflektiert auf die Kriegsprobleme. Der Text ist gut, wird aber von der flotten Musik überdeckt. Die Mode war entweder bunt, oversized und mit Schulterpolstern versehen (um größer und stärker zu wirken) oder schwarz wie die Gedanken der Träger, die ersten Grufties kamen auf.

Trotz aller Debakel nahm das Jahrzehnt ein sehr gutes Ende, das für immer in unserem Gedächtnis bleiben wird. Michael Gorbatschow kommt in der Sowjetunion an die Macht und beendet das Wettrüsten (die wirtschaftliche Lage der Sowjets lässt nichts anderes zu). Das Klima in der DDR ändert sich; man will mehr Demokratie und geht auf die Straße. Als Ungarn im Mai 1989 die Grenzzäune zu Österreich öffnet, verlassen viele das Land. Die westdeutschen Botschaften werden quasi besetzt. Als Gorbatschow am 40.Jahrestag der DDR-Gründung zu diesem Thema gefragt wird, antwortet er; dass „seine deutschen Freunde damit selbst klar kommen müssen“. Dies besagte, dass die Sowjets die Aufstände nicht wie in den Jahren 1953 und 1961 niederschlagen würden. Die Demos nahmen zu und der 9. November 1989 wurde der schönste Tag des ganzen Jahrzehnts.